The Morricones

90029 #13
9120073690029
In den Korb
  • Beschreibung
  • Mehr
Tales of the Wasteland

 .

Im Westen endlich Neues

Nicht zufällig sind es Sterbeglocken, welche den Gesangspart bei „Dead Man Walk On“, dem Opener des neuen Albums von THE MORRICONES einläuten. Wenn sich da noch keine Beklemmung breitmacht, läuft es einem spätestens dann eiskalt über den Rücken, wenn der „Desperate Man“, Sänger Wolf Jacobi, mit gegerbter Stimme den Refrain intoniert. Sattelfest auf ihren Instrumenten, reiten Chris Wiener an der Gitarre, Axel W. Mayr am Bass und Franz Gelhart am Schlagzeug mit ihm als THE MORRICONES durch selbst erschaffene musikalische Landschaften. So grausam, emotional, aufwühlend ist dieser Track durch gleißendes, staubiges Terrain, dass die erschaffenen Hörbilder getrost als „Western Drama“ bezeichnet werden können.

 

Eine österreichische Produktion aus Berlin In Szene gesetzt wurde das am 15.Okt. 2016 erscheinende Debütalbum „Tales of the Wasteland“ vom Produzenten Raphael Tschernuth (der u. a. das Album „Tell Me“ der für den Amadeus Award nominierten österreichischen Bluesstimme MEENA CRYLE produziert hat). Wie es sich für große Filmmusikproduktionen gehört, sind die Streicher und Bläsersätze von Hand eingespielt worden und kommen nicht aus der Konserve. Für die Aufnahmen wurden alle Musiker in den Westen Berlins gekarrt – womöglich sogar in Planwagen. Dort haben neben Tschernuth auch Tontechniker Jeremy Nothman (BEAR’S DEN), Drum-Spezialist Joe Dilworth (PJ HARVEY, STEREOLAB) und Mastering-Guru Doug Henderson (THE SWANS, ANTONY AND THE JOHNSONS, DEVENDRA BANHART) den 10 Songs ihren Stempel eingebrannt. Ennio News? Souverän in Melodieführung und Arrangement stehen die Songs dem Soundtrack großer Italowestern- Klassiker jedenfalls in nichts nach. Abgesehen davon und von den gekonnt eingesetzten Zitaten ist die Musik allerdings zur Gänze gegenwärtig. „Dead Man Walk On“ und „Davy Crockett“ haben Hooklines mit hohem Erinnerungspotenzial, made „Once Upon a Time in the West“. In „Carter“ und „Charles Bronson“ werden alte Helden und Phantome besungen und deren Niedergang orchestral inszeniert. Auch leichtfüßigere Songs sind zu hören, wie etwa das sommerliche „Sunny Cooper“, das beschwingte „Yucatán“ oder das griffige „Cheyenne Lady“ wobei auf Letzterem die Stromgitarre nicht auf Akzente allein reduziert ist.

Grundsätzlich liegt der Fokus der Songs auf den zweistimmigen Gesangsparts und entfaltet insbesondere bei den am popigsten wirkenden Songs wie „Lobo“ oder „Chasing the Sun“ besondere Wohlfühl-Qualitäten. Schließlich zeigt „Lullaby“ als zärtliches Wiegenlied des Albums und reduziertes Singer-Songwriter- Duett, dass ein Western Drama nicht immer laut sein muss – es ist mitunter ein Juwel im Repertoire der tragisch zu scheitern drohenden Western- Haudegen.