Reinhard Micko Trio

004 #58
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Reinhard Micko ist ein Pianist, für dessen Musik ein spannendes Moment des Insistierens, der perfektionistischen Konzentration charakteristisch scheint. Die dritte CD ist der dritte Versuch über das weidlich abgehandelte Thema der klassischen Jazz-Besetzung, also des Spannungsfelds zwischen Klavier, Bass und Schlagzeug. Drei Pole, zwischen denen nach Meinung vieler längst alles gesagt ist, zwischen denen sich für hartnäckige und sensible Klangarbeiter jedoch immer wieder neue Welten an Farben, Stimmungen und Bewegungsmomenten auftun können.

Micko ist kein Entgrenzer, keiner, der Neuland beschreiten möchte, vielmehr einer, dessen forschender Geist sich nach innen wendet, der Tiefenbohrungen im längst abgesteckten Feld des tonalen Piano-Trio-Jazz unternimmt: Einer, der sich gemeinsam mit seinen Mitstreitern Matthias Pichler und Klemens Marktl unter die physikalische Oberfläche der harmonisch-melodischen Strukturen vorarbeitet, dort jeden Ton auf seinen emotionalen Gehalt, seine Stimmigkeit überprüft und so von innen heraus mit Bedeutung, Aussage auflädt – und jedweder Schablonenhaftigkeit entkleidet. Töne werden empfunden, nicht nachgespielt. Das ist der – hörbare – Unterschied zur mitunter Gähn-Reflexe verursachenden Mainstream-Routine.

Und er gilt für Standards wie Originals gleichermaßen: Neigt Reinhard Micko doch in „Spring Can Really Hang You Up The Most“ zur spannungsvollen Abstraktion des Materials, dessen konkrete melodische Substanz er den Hörer erst nach und nach verkosten lässt, und aus dem er die rhythmische Basis des geamten Stücks destilliert. „Autumn Leaves“ erscheint hingegen als reharmonisierte, kontrapunktisch überwucherte Rekomposition: So hat man Joseph Kosmas vielgespielten Hit noch nie vernommen. Andrerseits lässt diese Ausdrucksorientiertheit Micko in Stücken wie „Why 2K“ Gedanken formulieren, die höchst organische Bögen zwischen den Themenblöcken spannen – ohne nach außen hin zu deklarieren, dass dies völlig aus dem Moment heraus, ohne Netz geschieht. Reinhard Micko zeigt, dass jedes Material willig ist, wenn der Geist Ausdauer – und Fähigkeit – beweist.

 

Andreas Felber