Lisa Prandstätter

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Playground Convention

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Wer einmal einen Kinderspielplatz aus nächster Nähe studiert, stellt bald fest: Das Leben ist kein Ponyhof – aber es schadet vielleicht trotzdem nicht, wenn wir hin und wieder so täten als ob. Wo steht schließlich geschrieben, dass es zwischen Schifferlschaukel und Federhutschpferd ein „oder“ geben muss? Die Spielgemeinschaft um die Wiener Jazzsängerin und Saxophonistin Lisa Prandstätter lässt sich das auf ihrem Debüt PLAYGROUND CONVENTION nicht zweimal sagen und feiert ein hochdynamisches „Rumble on the Ringelspiel“ für die Ohren ab.

Auf der knapp einstündigen Erstlingsplatte experimentiert und improvisiert sich Lisa Prandstätter gemeinsam mit ihren sechs Bandmitstreitern und Gast-Percussionistin Ingrid Oberkanins quer durch die Genres. Latin trifft Jazz-Standard, Vocalsolo vs. achtköpfige Groove-Kapelle, Old-School-Swing vorm neuarrangierten Pophit; Stilistiken und Tempi werden gerade so oft gewechselt wie Instrumente und Besetzung.

Was hier erst recht nach einem heillosen Sandkisten-Durcheinander klingt, gibt Playground Convention tatsächlich aber den roten Faden. Man münze dazu die Trackliste einfach auf Formationen statt Zahlen um: 1 Solo, 2 Duett, 3 Trio – und erwarte dann trotzdem nicht das zu Erwartende. Zum Beispiel, dass mit dem fortschreitenden Addieren von Instrumenten das Ergebnis unweigerlich Lautstärke sein müsse, und daher das Album ein einziges Crescendo. Das Septett In the Wee Small Hours of The Morning offenbart in aller Sanftheit, welch feine Klangnuancen entstehen, wenn sieben Musiker einander beim Spielen zuhören.

Dafür ist das Piano-Schlagzeug-Stimme-Trio Ha Génte Aqui eine zehnminütige „Tour de virtuosité“ auf der Prandstätter dem scheinbar überirdischen Original von Maria João und Mario Lághina kräftig ihren Stempel aufdrückt und dem Drang zur freien Improvisation ohne Zögern nachgibt. Natürlich ist auch Masse Klasse, etwa wenn bei Cai Dentro das Oktett die Erde beben lässt und das darauf mit Alone Together wiederholt.

Akustische Überraschungen sind bei einem derartigen Albumkonzept fast schon vorprogrammiert, dennoch rechnet man mittendrin nicht mit einen 5/4-Arrangement von Paul Simons Sound of Silence, dem Prandstätter mit ihrem feinem Gespür für Dynamik das Vertrackte nimmt und am Ende noch eine Wendung schenkt, die Art Garfunkel die Äuglein wässrig machen würde. Stück für Stück, Musiker für Musiker, geleitet, trägt, zieht und manchmal sogar schiebt Lisa Prandstätter auf Playground Convention ihre Zuhörer über die Spielwiesen eines durchaus selbstbewussten Debütalbums.

Ihre kraftvolle, dunkle Stimme vermag auch, es zu tragen. Die Vocalistin versteht es, ihr Hauptinstrument stets ideal, mal davor, dann hinter, zwischen und wenn es sein muss auch direkt auf ihren bis zu sieben KollegInnen zu platzieren. Mit dieser eindrucksvoll demonstrierten musikalischen Vielseitigkeit schaffen es am Ende Interpretin samt Album gekonnt, sich dem lästigen Zwang des Jazz, ständig seine Systematik verbergen zu müssen, mit einem charmanten Lächeln zu entziehen.

Zur Person: Lisa Prandstätter, geboren 1984 in Wien, ist als Musikerin in und um die Hauptstadt in verschiedenen Formationen zu hören. Playground Convention entstand im Zuge ihres Master of Arts-Abschlusses/Jazzgesang bei Ines Reiger am kons.wien und stellt die erste Longplayer-Veröffentlichung der Sängerin und Saxophonistin dar.