Rauch, Wärme und Desillusion. Der komplexe Nachgeschmack dieses Werks, offizieller Geburtsakt des Stils der sich schon in den vorgehenden Projekten von Winfried Gruber abzeichnete. Gatta Blues ist der entscheidende Schritt eines Künstlers der sich in der Tradition von Jazz und Blues bewegt aber gleichzeitig eine entmythisierende Kraft erzeugt die diesen Kontext von innen sprengt.
Die Stärke und Eigenart von Winfried Gruber liegen in der unendlichen Fähigkeit zu unerwarteten Wendungen, zu beruhigenden harmonischen Strukturen über die sich melodische Linien jenseits von Automatismen entfalten, in der kontinuierlichen Spannung die ohne Unterlass die Aufmerksamkeit des Hörers fordert. Die lexikalischen und musikalischen Erfindungen verbinden sich zu Kompositionen die mit ihrer luziden Kälte verletzen um gleich wieder die Aufmerksamkeit in ein Spiel aus Nähe und Ironie zu ziehen.
Es gibt keine Selbstzufriedenheit der Gefühle im Universum von Gatta Blues. Es sind die Gefühle selbst, befreit von jeder Rhetorik, die ihre innerste Struktur in essentiellen Kompositionen und Interpretationen offenbaren. Die Liebe erzählt sich mit der Leidenschaft einer Umarmung und der Grausamkeit der Trennung. Der Verlust, unerträglich und unausweichlich, hüllt sich in rauhe Scham. Das Abenteuer und die Entdeckung dringen aus einer Musik die immer wieder auf’s Neue mit Kanten, Ausbrüchen und Höhenflügen überrascht. Das wahre Ziel dieser Reise ist die Freiheit: die des Künstlers und die des Hörers. Die Freiheit eines musikalischen Wegs der mit dem paradigmatischen Cage of my love beginnt, in den Blues eintaucht, nach der kristallinen Zäsur von Intervallo und dem ruhigen instrumentalen Almost Desireless in lateinamerikaniche und afrikanische Regionen vordringt um über das heimatliche Vagiss mi ned und dem rotzigen Can’t stand it im lebensfrohen Hafen von Calaluna zu landen. Die Unbeschwertheit, hinter der existentielle Rastlosigkeit hervorklingt, des hinreissenden Nice Days. Die Hommage an den Dadaisten Francis Picabia im unwiderstehlichen Die Liebe.
Es ist eine komplexe Syntax die Winfried Gruber zum Einsatz bringt, raffiniert frasierte Interpunktion, fähig zu mitreissender Hingabe, getragen von Geschmack und Erfahrung fortwährender Improvvisation. Macht der Fantasie die mit rarer und effizienter Kraft eher Entsprechungen sucht als Empathie. Kleine Frakturen durch die anarchische Fragmente, Redewendungen und scheinbare Abschweifungen dringen, in Wirklichkeit Bausteine einer präzisen musikalischen Konstruktion die unaufhörlich den Dialog zwischen Stimme und Instrument, Komposition und Rezeption sucht. Winfried Gruber umgeht elegant die Fallen des Naheliegenden und schafft Splitter absoluter Wahrheit die das Herz des Zuhörers treffen, oder besser gesagt den Verstand weil, wie uns What the Blues is, dieses Kondensat aus tausend Trennungen und Melancholie, erzählt: “the heartache is within your head”.
Lineup:
WINFRIED GRUBER piano, vocals
PRIMUS SITTER guitar
KARL SAYER bass
HUBERT BRUENDLMAYER drums
INGRID JENSEN trumpet
THOMAS KUGI tenor sax
CHRISTIAN BACHNER tenor sax, alto sax
CHRISTIAN HAVEL guitar
ANDI WEISS drums
PATRICE HERAL percussion
LUIS RIBEIRO percussion
special guests
KLAUS DICKBAUER alto sax, bass cl
WOLFGANG PUSCHNIG alto sax