Fließende Stille in akustischer Eleganz
(Gedanken zum neuen Album „Königskinder“ von Harald Peterstorfer)
„Königskinder“, so lautet der, an ein Märchen erinnernde, Titel der neuen cd von
Harald Peterstorfer und wir haben es hier mit dem zweiten Soloalbum
des österr. Ausnahmegitarristen zu tun. Spätestens nach dem Hörgenuß der ersten
drei Klangdichtungen des Albums muss ich an Joachim Ernst Berendts letztes Buch
„Kraft aus der Stille“ denken. In dieser Schrift findet sich ein gewagter Gedanke,
der da lautet:
„Die ganze Schönheit und Bedeutung von Musik ist darin bergründet, den Hörer in
die Stille zu führen“
Als längjähriger Kenner und vor allem „Genießer“ von Harald Peterstorfers Musik
ist für mich das neue Album vor allem eines: „Another Hymn of Silence“.
Musikalische Erzählungen aus und reisen in Landschaften der Stille sind wir vom
Komponisten gewohnt. doch mit „Königskinder“ hat Harald Peterstorfer
für den Hörer „Ein Kleid aus Stille“ der besonderen Art gewebt. Mehr als
in vorangegangen Alben scheint mir hier der Raum zwischen den Tönen noch
subtiler vermessen, erforscht und mit Inspiration erfüllt zu sein. Und dies, wie
immer, in akustischer Eleganz und kontemplativer Virtuosität.
Eines wird uns nach dem verklingen des neuen Albums in nachhaltiger Berührung
bewusst: das Wesen der Stille scheint ein fließendes zu sein.
Gleich der Wanderung entlang eines Flußlaufes führt der Komponist
seine lauschenden „Königskinder“ durch Phasen der Wandlung einer, eben,
„fließenden Stille.“ An manchen Stellen der Partitur vernehmen wir ein
geheimnisvolles Murmeln aus den Tiefen des klingenden Elementes, an anderen
Stellen wieder verspielte Dynamik, Stromschnellen oder Kaskaden gleich, die aber
wiederum nur an einer anderen Vertiefung des Flusses zu einem Schweigen finden,
welches zaub´rische Hör-räume öffnet und unsere akustische Wahrnehmung
sublimiert. An jeder Stelle aber scheint uns diese „fließende Stille“ der
Königskinder an das Wort von Meister Eckehart zu erinnern:
„wenn du Stille würdest, wäre dir geholfen.“
Manfred Makra
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