Klaus Wienerroither hat in den letzten Jahren immer wieder seine verblüffende musikalische Vielseitigkeit unter Beweis gestellt.
Der Sound dieses außergewöhnlichen Komponisten und Gitarristen – einerseits bluesig und kraftvoll, andererseits sensibel und warm im Balladenspiel – war in der Vergangenheit in verschiedenen Jazzensembles (beispielsweise denen von Nicolas Simion und Ingrid Jensen), sowie in seiner Popband “very” und im Duo Projekt BoA BoA zu hören.
Bei der ersten BoA BoA CD “Wir machen Musik” (Musica C7777043) widmet er sich zusammen mit der Sängerin Agnes Heginger ganz einer höchst eigenwilligen und originellen Interpretation von deutschen Schlagern der zwanziger und dreißiger Jahre.
Aber “Go Blow”, die Gruppe, die Wienerroither für seine letzte Einspielung zusammengestellt hat, könnte ein entscheidender, nächster Wendepunkt seiner bisherigen Karriere sein. “Ich hatte für längere Zeit kein fixes Jazzensemble. Ich denke, daß jetzt der richtige Zeitpunkt gekommen ist, eine Band zusammenzustellen, die meinen momentanen Zugang zu verschiedenen Strömungen des aktuellen Jazz reflektiert.”
“Go Blow” hat die besten Voraussetzungen für dieses Vorhaben, da die beteiligten Musiker, zu herausragenden Vertretern der Generation junger Jazzmusiker gehören, die dem (im weitesten Sinne des Wortes) Mainstream neues Leben einhauchen: Der Trompeter Thomas Gansch und der Bassist Georg Breinschmid sind seit einiger Zeit Mitglieder des Vienna Art Orchestras. Darüber hinaus spielte Gansch bereits u.a. mit Bob Brookmeyer und Wolfgang Muthspiel, während Breinschmid als ehemaliges Mitglied der Wiener Philharmoniker in den Ensembles von Kenny Wheeler, Charlie Mariano oder auch Ray Anderson zu hören war.
Der Schlagzeuger Heimo Wiederhofer begleitete u.a. Albert Mangelsdorff, Mark Murphy und Sheila Jordan. Der Pianist und “Youngster” Michael Hornek konnte sein erstaunliches Talent als Sideman von Peter O’Mara und Joris Dudli beweisen.
“Ich bin sehr glücklich und stolz, daß diese großartigen Musiker sich für meine Musik interessieren.”
Der Bandname und Albumtitel offenbaren Wienerroithers Wertschätzung für zwei ganz unterschiedliche Musikerpersönlichkeiten: “Go Blow ist der Name einer John Scofield Komposition, der Titel unseres Debutalbums bezieht sich auf das phänomenale Konzeptalbum “What’s Going On” meines Lieblingssängers Marvin Gaye. Das kollagenartige Zusammenfließen der Songs auf der A Seite der LP inspirierte mich zu einer ähnlichen Herangehensweise. Aus diesem Grund kam es zu einer virtuellen Teilung der CD in eine A- und B- Seite. Die Aufnahmen wurden zusammen in einem Raum ohne die Verwendung von Schallkabinen gemacht. Ich fühle mich dem rauhen und “ungeschönten” Klangbild vieler Aufnahmen aus den fünfziger und sechziger Jahren verpflichtet. Vitalität und ein “Live – Feeling” sind mir wichtiger als Sterilität und Perfektion.”
Die CD schafft es, gleichzeitig erdig, traditionell und hip zu klingen. Jeder Musiker ist natürlich ein ausgezeichneter Instrumentalist, aber besonders ist das großartige Zusammenspiel hervorzuheben, wobei die Bandbreite des vorgestellten Materials vom Bebop bis zur freien Tonalität reicht.